Kybernetik - was ist das?
Eine kurze Einführung
Im frühen 20. Jahrhundert setzte sich unter Forschern eine Erkenntnis durch: Zielvorgaben werden, egal ob in der Natur oder in der Technik, selten gradlinig erreicht. Ein Flugzeug, das beispielsweise von A nach B unterwegs ist, fliegt – im Detail betrachtet – eine Zickzacklinie. Immer wieder drücken der Wind und Turbulenzen die Maschine von ihrem Kurs. Dann muss der Pilot oder heute der Autopilot in die andere Richtung gegensteuern.
Das Prinzip bekam den Namen Kybernetik, nach dem griechischen kybernétes für „Steuermann.“ Aber auch außerhalb der Navigation lässt sich die Dynamik in ganz vielen Bereichen beobachten. Einer der Pioniere auf dem Gebiet, Norbert Wiener, beschrieb sie einst als die „Kontrolle und Kommunikation in Organismen und Maschinen“. Die Regulierung des Blutzuckerspiegels im Körper etwa unterliegt einer kybernetischen Dynamik, ebenso viele Aspekte der Volkswirtschaft – wenn die Zentralbank zum Beispiel die Zinssätze hebt und senkt, um das Wachstum zu lenken.
Entsprechend wurde die Kybernetik Mitte des 20. Jahrhunderts in zahlreichen Fachbereichen untersucht. Besonders dauerhaft verwurzelte sich der Ansatz aber in zwei Bereichen.
Die Technische Kybernetik beschäftigt sich mit Rückkoppelungs- und Regelprozessen in Systemen wie Heiz- und Kühlanlagen, der Automobilsteuerung oder Fabrikabläufen und beschreibt diese mathematisch.
Die biologische Kybernetik erforscht Steuerungsvorgänge in Organismen und Ökosystemen, also alles von den Wechselbeziehungen, die ein Ökosystem in der Balance halten, bis zu den neurochemischen Impulsen im Gehirn, auf denen das menschliche Denken und Handeln aufbauen. 1968 gründete sich dazu das Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik.
Begrifflich verband sich die Kybernetik eng mit den zur gleichen Zeit erblühenden Computerwissenschaften. Das lag teils daran, dass es die Kybernetik erlaubt Vorgänge in komplexen System formal zu beschreiben und sich die Computer schnell zu den komplexesten künstlichen Systemen entwickelten, die man kannte. Gleichzeitig profitierte die Kybernetik davon, dass es die neuen Rechner möglich machten komplexe Systeme zu analysieren und automatisieren. So wurde die Vorsilbe „Cyber“ schließlich synonym für die Computerwelt – etwa in Begriffen wie Cyberspace oder Cyberkriminalität.
Bis heute sind die biologische und technische Kybernetik eng miteinander verkoppelt. Besonders deutlich zeigt sich das in den Bereichen der natürlichen und künstlichen Intelligenz. In Tübingen spiegelt sich das auch geographisch wider. Dort erwuchs das Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme aus dem MPI für Biologische Kybernetik und unterhält bis heute einen Standort auf dessen Campus.