Max-Planck-Gesellschaft ehrt Franziska Bröker mit Otto-Hahn-Medaille

21. Juni 2023

Für ihre herausragende Dissertation zur Bedeutung und Rolle von lernwirksamem Feedback erhält Franziska Bröker die Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft. Bröker, die in der Abteilung Computational Neuroscience am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik und an der Gatsby Computational Neuroscience Unit des University College London promovierte, ist in ihrer Arbeit zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen im Forschungsfeld des teilüberwachten Lernens beim Menschen gelangt. Jedes Jahr vergibt die Max-Planck-Gesellschaft diese besondere Auszeichnung an junge Forschende, die an einem Max-Planck-Institut promoviert haben und durch ihre besondere wissenschaftliche Eignung beeindruckten. Die Medaille wird heute während der diesjährigen Hauptversammlung der Max-Planck-Gesellschaft in Göttingen verliehen.
 

In ihrer Dissertation beschreitet Franziska Bröker sowohl theoretisch und konzeptionell wie auch empirisch Neuland. So erklärt sie, warum Vorerfahrungen, Struktur und Abfolge von Aufgabenstellungen bedeutenden Einfluss auf den Erfolg von Lernerfahrungen beim Menschen haben, und liefert Erklärungen für uneindeutige Aussagen bisheriger Studien. Die Wissenschaftlerin bringt hierzu Ergebnisse aus der Literatur mehrerer Forschungsfelder zusammen. Dabei liefert sie auch Erkenntnisse darüber, warum aktuelle Modelle des teilüberwachten Lernens, wie sie vor allem im Bereich des maschinellen Lernens verwendet werden, nicht in der Lage sind, menschliches Verhalten adäquat abzubilden.

Franziska Bröker will nicht nur ein neues Verständnis für ihr Forschungsthema vermitteln, sondern auch den Weg für neue Richtungen zukünftiger Arbeiten weisen. "Ihre Dissertation ist von hervorragender wissenschaftlicher Qualität, mit klaren Hypothesen, denen sie mit innovativen Forschungsdesigns und tiefgehenden Analysen begegnet. Die Arbeit sticht auch durch ein Gleichgewicht aus anspruchsvollen Ideen und Methoden der Psychologie und des maschinellen Lernens heraus", kommentiert Peter Dayan, geschäftsführender Direktor am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik, der ihre Dissertation primär betreut hat.

Während ihrer Zeit am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik zeichnete sich Franziska Bröker neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit durch ihr soziales Engagement sowie durch ihr Organisationstalent in Projekten aus. So baute sie eigenständig ein internationales Praktikumsprogramm für Studierende aus dem Globalen Süden auf, um Vielfalt und Inklusion zu fördern, und unterstützte als stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte in vielseitiger Hinsicht Chancengleichheit. "Franziska ist einfach eine Klasse für sich, und ich kann es kaum erwarten, zu sehen, was sie als Nächstes tun wird", fügt Peter Dayan hinzu.

Die junge Wissenschaftlerin setzt ihre Forschung nun an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh fort, an der sie dem Distinguished Postdoctoral Fellowship Program am Neuroscience Institute angehört. Durch eine Kombination aus computergestützter Modellierung mit Verhaltensexperimenten zur auditiven Informationsverarbeitung in der kognitiven Neurowissenschaft versucht sie, die Verbindungen zwischen menschlichem Verhalten, mathematischen Modellen und der neuronalen Basis im Gehirn zu verstehen. In ihrem aktuellen Projekt untersucht sie, wie die Spracherfahrung von Menschen den Lernerfolg neuer Lautkategorien im Labor mit oder ohne Feedback beeinflusst.

Seit mehr als 40 Jahren vergibt die Max-Planck-Gesellschaft besondere Ehrungen und Preise an junge Forschende, die in der Frühphase ihres Schaffens Außerordentliches geleistet haben. Die Otto-Hahn-Medaille war die erste Auszeichnung dieser Art.

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