Körper- & Raumwahrnehmung

Mit Avataren menschliches Verhalten studieren

Das Ziel der Forschungsgruppe „Raum- und Körperwahrnehmung“ war es, die menschliche Wahrnehmung und das menschliche Verhalten mit natürlicher und immersiver Virtueller Realität (VR) zu untersuchen. Gleichzeitig nutzten wir unsere wissenschaftlichen Ergebnisse, um gleichermaßen das Design von VR-Software und VR–Technologie zu verbessern. VR-Equipment eröffnet uns Möglichkeiten, die in der realen Welt nicht umsetzbar wären: In kontrollierten virtuellen Welten sind Wissenschaftler in der Lage, sowohl Sinnesreize bereitzustellen und zu manipulieren als auch sensorische Eingaben zu verändern. Genauer gesagt bietet VR die Möglichkeit, gezielt einen visualisierten Körper, die virtuelle Welt selbst und die Sinnesreize (visuelle, vestibuläre, kinästhetische, taktile und auditive) spontan und unmittelbar während eines Versuchs zu verändern (selbstständig oder durch andere).

Diese Forschungsgruppe war vor allem daran interessiert, diese Funktionen in Echtzeit zu manipulieren. Ermöglicht wurde dies durch schnelle VR-Capturing- und VR-Rendering-Technologie. Unsere Gruppe konzentrierte sich auf zwei Bereiche: die Raum- und die Körperwahrnehmung. Unter Raumwahrnehmung versteht man die Möglichkeit, die drei Dimensionen und die Abstände zwischen den Objekten in der Welt wahrzunehmen. Körperwahrnehmung ist die Erfahrung, die wir über unseren physischen Körper haben – als Ganzes oder nur teilweise (beispielsweise Hände, Beine, Rumpf). In unserer Gruppe konzentrierten wir uns vor allem auf die Wahrnehmung von Größe, Form und Gestalt unserer Umwelt und unseres Körpers. Im Weiteren konzentrierten wir uns auf die Interaktion zwischen der Wahrnehmung unseres dreidimensionalen Körpers und der räumlichen Wahrnehmung der uns umgebenden visuellen Welt. Unsere Methoden umfassten typischerweise die Messung der menschlichen Leistung in komplexen Alltagsaufgaben wie beispielsweise Abstandsschätzungen, die Wiedererkennung und Ausführung von Handlungen (z. B. Gehen und Kommunizieren).

Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Körper (sowohl physisch als auch visuell) für die Einschätzung von Distanzen und Größen wichtig ist [1, 3, 5, 6] und dass die technischen Eigenschaften des verwendeten Displays einen Einfluss darauf haben, wie der Raum in der virtuellen Welt wahrgenommen wird [2].


Literatur:

  1. Thaler, A., Geuss, M. N., Mölbert, S. C., Giel, K. E., Streuber, S., Romero, J., Black, M. J., Mohler, B. J. Body size estimation of self and others in females varying in BMI PLoS ONE, 13(2), Febuary 2018 (article)
  2. Mölbert SC, Thaler A, Mohler BJ, Streuber S, Romero J, Black MJ, Zipfel S, Karnath H-O and Giel KE (March-2018) Assessing body image in anorexia nervosa using biometric self-avatars in virtual reality: Attitudinal components rather than visual body size estimation are distorted Psychological Medicine 48(4) 642-653.
  3. Linkenauger SA , Leyrer M , Bülthoff HH and Mohler BJ (July-2013) Welcome to Wonderland: The Influence of the Size and Shape of a Virtual Hand On the Perceived Size and Shape of Virtual Objects PLoS ONE 8(7) 1-16. 
  4. Piryankova IV , de la Rosa S , Kloos U , Bülthoff HH and Mohler BJ (April-2013) Egocentric distance perception in large screen immersive displays Displays 34(2) 153–164.
  5. Linkenauger SA , Mohler BJ and Proffitt DR (October-2011) Body-based perceptual rescaling revealed through the size-weight illusion Perception 40(10) 1251-1253.
  6. Mohler BJ , Creem-Regehr SH , Thompson WB and Bülthoff HH (June-2010) The Effect of Viewing a Self-Avatar on Distance Judgments in an HMD-Based Virtual Environment Presence: Teleoperators and Virtual Environments 19(3) 230-242
  7. Leyrer M , Linkenauger SA , Bülthoff HH , Kloos U and Mohler B (August-2011) The influence of eye height and avatars on egocentric distance estimates in immersive virtual environments 8th Symposium on Applied Perception in Graphics and Visualization (APGV 2011), ACM Press, New York, NY, USA, 67-74.

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