Nicht um zu lehren, sondern um Interesse zu wecken!

Junge Max-Planck-Wissenschaftlerin leitet Forschungs-AG in einer Grundschule

18. März 2020

Zweimal 16 Kinder, zweimal vier Termine, zweimal vier Experimente mit acht Gruppen. Jennifer Smuda ist eine engagierte junge Wissenschaftlerin, die Schülerinnen und Schülern der dritten und vierten Klasse der Tübinger Grundschule auf der Wanne den Spaß, aber auch den Ernst in der Wissenschaft spielerisch nahebringt.

Wie vielen Kindergärten und Schulen macht der Fachkräftemangel auch der Grundschule auf der Wanne in Tübingen zu schaffen. Während sie den normalen Unterricht gut abdecken können, möchte die Lernanstalt allen Schülerinnen und Schülern darüber hinaus ein qualitätsvolles und kostenloses Angebot an extra Kursen ermöglichen. Freie Kapazitäten für AGs bleiben jedoch weitgehend auf der Strecke. Daher bemüht sich die Schulleitung regelmäßig um Kooperationen mit der Universität Tübingen und verschiedenen Vereinen. So wendete sich Schulrektorin Monika Reiff auch an die Max-Planck-Institute in Tübingen und fragte Unterstützung an. „Von Experten direkt zu lernen – authentischer können wir es Kindern an der Schule nicht bieten“, so Monika Reiff.

Und die gab es: Jennifer Smuda, Neurowissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik, stellte im Herbst 2019 ihre Forschungs-AG an der Schule vor und erlebte einen riesen Andrang. Statt der geplanten zehn Experimente mit insgesamt 15 Schülerinnen und Schülern musste das Konzept angepasst werden, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Insgesamt konnten über 30 Kinder, aufgeteilt in zwei Gruppen, verschiedene Experimente machen.

Voller Freude strömten die Schülerinnen und Schüler jeden Freitag Richtung AG-Raum: „Begeistert berichteten sie mir darüber, was heute auf dem Programm stand!“, schilderte Monika Reiff. Nach einer kleinen Einführung über einige Wissensgrundlagen bearbeiteten die Kinder im Anschluss in Zweiergruppen einen Versuch: Sie züchteten Kristalle, lernten etwas über Trockeneis, bauten selbst einen heißen Draht und durften die Funktion eines Gehirns hautnah erleben. „Mit Handschuhen und Mundschutz durften wir ein richtiges menschliches Gehirn anfassen.“, erzählte eine neunjährige Schülerin. Natürlich mussten die Eltern vorab zustimmen. „Besonders cool war der Vulkan aus Trockeneis. Da hat es richtig geraucht“, begeisterte sich ein achtjähriger Schüler. Im Anschluss schreiben sie, ganz wie echte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, ein Protokoll. „Es ist viel anstrengender als erwartet“, lacht Jennifer Smuda. „Aber es ist auch so bereichernd.“

Der Lärm, das Gewusel, dass man alles mehrmals sagen muss – das alles war neu für die 29-Jährige, die bisher nur mit jungen Erwachsenen gearbeitet hat. „Aber inzwischen haben wir uns ganz gut aufeinander eingestellt. Es macht so viel Spaß und ich freute mich immer auf den Freitag,“ ergänzt sie. Auch sie habe viel gelernt. „Ich musste mir erst mal bewusst werden, mit welcher Altersgruppe ich hier zu tun habe“, lacht sie. „Ich habe für die erste Stunde eine dreiseitige Versuchsanleitung geschrieben. Dann wurde ich darauf hingewiesen, dass Grundschüler das nie lesen würden. Also habe ich versucht, es mit Bildern auf einer Seite zusammenzufassen.“

Die Unterstützung von Seiten der Schule sei ganz toll, berichtet Smuda. Auch die Unterstützung ihrer Kolleginnen und Kollegen am Institut und ihrer Vorgesetzten sei fantastisch. „Sie haben mir angeboten, bei den Vorbereitungen zu helfen.“, erzählt sie.

Lehrerin würde sie wohl nie werden. Aber so eine AG kann sie jedem nur empfehlen. Egal wie laut oder wie anstrengend so eine Stunde auch sein mag, die Begeisterung und das Strahlen der Kinder am Ende jeder AG war das alles jedes Mal mehr als wert.

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